Written by Fredo Stengel

Warum ich im Leben niemals ankommen kann.

Und warum das gut ist: Mein Weg ist das Ziel…und Glück finde ich nur in mir.

Viele von uns, auch ich, sind mit dem Motto aufgewachsen: Wenn du deine Ziele erreichst, dann bist du ein erfolgreicher Mensch, dann bist du glücklich.

Und dass Zielerreichung glücklich macht.

Aber hat Erfolg und Ziele erreichen überhaupt etwas mit sich glücklich fühlen zu tun?

Und was bedeutet es eigentlich, erfolgreich zu sein?

Reich an Geld? Reich an erfüllenden Beziehungen? Reich an Zeit mit der Familie?

Erst vor kurzem habe ich von dem sogenannten Horror „vakui“ gehört, was bedeutet: Der Horror der Leere.

Dass, wenn Du ein Ziel erreichst, das wahre Gefühl ist:

Die Angst ist weg, die Spannung löst sich. Du kommst also mal ein bisschen mit dem Kopf aus dem Wasser raus.

Und doch ist das noch lange kein freudvolles Erlebnis, „nur“ weil der Schmerz nachlässt. Deshalb fallen wahrscheinlich viele, gerade auch Spitzensportler, in eine Depression, wenn sie ein von sich selbst hohes gestecktes Ziel erreicht haben.

Nichts gegen Ziele! Sie sind wichtig, weil Ziele setzten ja eine Handlung in Gang, die notwendig ist für (m)eine (gewünschte) Veränderung.

Und warum sind jetzt so viele unglücklich, sobald sie ein Ziel erreicht haben?

Weil sie mit dem Erreichen des Zieles verbinden: jetzt müsste ich eigentlich doch glücklich sein!

Doch sie stehen dann vor der Situation, dem oben beschriebenen Horror „vakui“: Der Horror der Leere.

Und dann stecken sie sich sofort ein neues Ziel, weil sie die Leere nicht ertragen und hoffen, dass das nächste Ziel bzw. das Erreichen des Ziels, das Glück mit sich bringt.

Der Satz: „Der Mensch ist das Tier, das sich langweilt“, hat mich nachdenklich gemacht…aber auch erschreckt.

Das unterscheidet uns Menschen von den Tieren, die ja immer im Hier und Jetzt leben, weil sie weder über die Vergangenheit, noch über die Zukunft nachdenken.

Und Johann Wolfgang von Goethe drückt die Langeweile so in seinem Zitat aus:

„Alles in der Welt lässt sich ertragen, nur nicht eine Reihe von schönen Tagen“.

Wir suchen dann oft sofort die nächste Herausforderung, weil wir die Lücke des „einfach nur mal Hinschauens“ einfach nicht ertragen und weil wir glauben, wenn wir das nächste Ziel erreichen…dann bin ich endlich glücklich.

In anderen Kulturen, zB. Japan, gibt es diese Tore, die sogenannten Toriis. Sie stehen mitten im See oder auf einer Wiese. Sie sind ein Symbol dafür, dass, wo immer ich durch ein Tor/ein Ziel laufe, bin ich nicht angekommen, sondern muss den Staffelstab des Lebens immer selber weitertragen.

Zum Teil sind dort bis zu 70 Tore hintereinander aufgebaut, so dass du dir mit jedem Schritt bewusstmachen kannst, dass jede Zielerreichung nicht bedeutet, angekommen zu sein.

In unserer Kultur kann man das mit dem Kreuzgang in einem Kloster vergleichen, bei dem man im Kreis läuft, (Kreis = Symbol der Einheit) und man läuft dabei auch durch Torbögen, welche gleichzusetzen sind mit den japanischen Toren.

Das bedeutet übertragen: Du wirst im Leben nie ankommen.

Die Freude muss im Tun liegen. Der Weg ist das Ziel.

Oft glauben wir, dass uns „mehr“ auch glücklicher macht.

Mehr von Allem. Doch häufig funktioniert das nicht, denn je mehr ich habe, desto mehr will ich und komme deshalb nie ans Ziel des Glücklich seins, wenn ich es von äußeren Dingen abhängig mache.

Es ist eine Illusion zu glauben: das Glück käme von „da“ draußen.

Aber ich kann das Glück nur in mir finden.

Und wenn ich in mir glücklich bin, wenn ich mit mir alleine glücklich bin oder auch mit anderen erfüllende Beziehung habe

(Partner: in, Kinder, Freund: innen, Kollege: innen, Nachbar: innen),

dann ist das Äußere wie z.B. das schnelle Auto, das tolle Haus…die tollen Urlaube, vielleicht ein Sahnehäubchen oben drauf…aber niemals das Fundament zu meinem Glück.

Und somit denke ich nochmal ganz neu über Ziele nach und mache mir bewusst: es sind nicht die Ziele, die mich glücklich machen, es ist der Weg, den ich gehe und es sind die Menschen, die mich auf diesem Weg begleiten.

Der Weg ist manchmal steinig…aber das macht ihn ja unvorhersehbar und spannend…also keine Langeweile in Sicht

Wie ist das bei Dir?

Wo suchst du das/dein Glück?

Ich wünsche euch eine wunderschöne Woche,

eure fraufreu